Vier Elemente – Albert Hien

Kunst am Bau, Zentrales Institut für Sanitätsforschung (ZIS), Garching-Hochbrück bei München, 1998

Technischer Entwurf, Planung, Fertigung und Programmierung von leuchten-modelle Pancho Schlehhuber

Glas- und Neonspiralen mit Neonlaufeffekt im Rohr von Neonwelt
Wenn sich die Feuer- und Wasserspirale füllen (rotes Laufneon, blaues Wasser), werden die beiden Gondeln davon „angezogen“ und fahren von ihren Grundstellungen in Richtung der Spiralen. Haben sie die Spiralen erreicht, öffnen sie sich und zeigen ihr Inneres. Die Wassergondel löscht das Feuer der Spirale, die Feuergondel „verdampft“ das Wasser. Die Gondeln haben ihr Werk getan, sie schließen sich und fahren in ihre Grundposition zurück.

Feuergondel
Der Feuereffekt entsteht durch 4 dimmbare Leuchtstoffröhren, die von 540 Flackerkerzen umgeben sind. Die Gondel ist mit geschliffenem Bronzeblech aus einzelnen Lamellen verkleidet. 42 Lamellen lassen sich durch das Programm öffnen.

Die Wasserspirale
füllt sich durch die Schwerkraft mit Wasser. Zum Entleeren wird das Wasser mit Druckluft, aus der Spirale gedrückt. Der Ausblasvorgang wird durch 4 Lichtschranken kontrolliert. Die gesamte Ansteuerung erfolgt über zwei Pneumatikventile.

Wassergondel
8 dimmbare blaue Leuchtstoffröhren sind von einem Plexiglasaquarium umgeben, das mit 40l blau gefärbten Wasser gefüllt ist. 8 Aquariumpumpen erzeugen über speziell angefertigte „Blubberpilze“ große Luftblasen, die im Wasser aufsteigen. Die Verkleidung besteht aus geschliffenem Neusilberblech und ist wie bei der Feuergondel ausgeführt.

Die Neonspirale
besteht aus 10 Laufneonröhren, die miteinander elektronisch gekoppelt sind. Es entsteht der Effekt, daß sich die Spirale von unten her mit Licht füllt.

Die Steuerung des gesamten Objekts erfolgt über eine SPS (Speicher-Programmierbare-Steuerung).

Die Gondeln werden von einem Motor bewegt, der im Bodenbereich eingebaut ist.

 

 

Informationen zum Kunstwerk
von Albert Hien

Ein zentrales Motiv in meiner künstlerischen Arbeit bildet die sogenannte Weltformel. Gemeint ist damit der Versuch der Darstellung aller relevanten Phänomene dieser Welt in einer visuell-plastischen Zusammenschau.
Der auf die Antike zurückzuführende Ansatz, daß die Welt aus den vier Elementen Wasser, Feuer, Luft und Erde aufgebaut sei, spielt dabei eine wichtige Rolle. Daneben stellt die Beschäftigung mit Kristallen, ihren Formen und die Art und Weise ihrer Entstehung ein weiteres Forschungsfeld dar.
Für ein hauptsächlich als Laborgebäude genutztes Haus schien es mir sinnvoll, beide Ansätze in einem Gestaltungsvorschlag zu vereinen.
Der äußere Zugangsbereich zeigt die Elemente Luft und Erde. Die Wand im Treppenhaus führt die Elemente Wasser und Feuer in einem kinetischen Wirkungszusammenhang vor. In beiden Fällen wird die Form in der das eigentliche Element auftritt, von einem ‚Doppelhaus‘- ähnlichen, symmetrischen Kristall abgeleitet.
Luft
Das Luft-Haus, eine rundum offene Gitterkonstruktion aus verzinkten Stahlprofilen, ‚überdacht‘ in ca. 6m Höhe die ersten beiden von vier mächtigen Ansaugkaminen, die das Gebäude der ZIS mit Frischluft versorgen.
Erde
Diesem entgegengesetzt, zwar gleich groß, jedoch mit einem Giebel nach unten, ist das Erd-Haus um das zweite Kaminpaar herumgebaut. Es bildet einen nach oben offenen Gitterkörper, der vollständig mit ca. 20t Steinkohle gefüllt sein wird.
Das Erd-Haus mit den beiden Kaminen verbindet somit die beiden Komponenten der Verbrennung: die Kohle als Energieträger und die Luft (Rauch). Dies bildet die Überleitung zum zweiten Teil des Gestaltungkonzeptes im Treppenhaus des Gebäudes.
Feuer + Wasser
Die Erschließung der ca. 16m hohen Wand erfolgt durch ein Aufzugsystem, mit dem die kristallförmigen Behälter für Feuer und Wasser gegenläufig mit langsamer Geschwindigkeit auf und ab bewegt werden.
Am Tiefpunkt der Feuerbahn und am Hochpunkt der Wasserbahn befindet sich je eine zylindrische Glasspirale, in die die Elementgondeln einfahren können.
Die Rohrspirale am Tiefpunkt der Wasserbahn ist mit farblosem Neongas gefüllt und kann über Transformatoren so angeregt werden, daß das Gas intensiv rot aufleuchtet. Analog bildet sich am Hochpunkt der Feuerbahn ein blauer Spiralzylinder, wenn dort über ein hydraulisches System gefärbte Flüssigkeit hineingepumpt wird.
Die Aktivierung der Spulen steht in Zusammenhang mit der Fahrt der Elementgondeln: befindet sich nämlich das jeweilige Element in seiner Ausgangsposition, so erfolgt die Ladung der Spulen am anderen Ende der Fahrstrecke. Dann werden die Gondeln in die Spulen gezogen, solange bis dort der Entladungsvorgang einsetzt und die Gondeln wieder in ihre Ausgangsposition zurückkehren.
Sodann beginnt der Zyklus erneut – die Anlage gliedert das Treppenhaus also nicht räumlich, sondern verleiht dem Raum zusätzlich ein zeitliches Maß.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert